Jeder Tag im Wald ist anders, weil auch der Wald jeden Tag anders ist. Dennoch beginnt und endet der Tag immer gleich.

Jeden Morgen werden die Kinder von ihren Eltern zum Parkplatz gegenüber des Melkhuus in den Hopelser Wald gebracht, wo die zwei Erzieherinnen schon auf sie warten. Nachdem sie ihre Rucksäcke zu einem Morgenkreis gelegt haben, suchen sich die Kinder Spielkameraden, klettern auf Bäumen, spielen in Gräben oder stehen zusammen. Für die Eltern und Erzieherinnen ergibt sich an diesem Treffpunkt noch die Möglichkeit zu einem kurzen Gespräch.

Morgenkreis:

Wenn alle Kinder eingetroffen sind rufen die Erzieherinnen die Kinder zum Begrüßungskreis zusammen. Alle wünschen sich einen „guten Morgen“. Ein „Bestimmerkind“ wird ausgelost. Dieses Kind zählt alle im Kreis Anwesenden, stellt fest, ob jemand fehlt und welche Gäste möglicherweise da sind. Gemeinsam stimmen alle das aktuelle Morgenlied an. Das Bestimmerkind beschreibt anhand der Wetterkarte das aktuelle Wetter. Zusammen überlegt die Gruppe, welche Jahreszeit und Wochentag wir haben und in welchem Monat wir uns befinden. Im Anschluss darf das Bestimmerkind sich ein Kreisspiel aussuchen. Nachdem die Kinder per Mehrheitsbeschluss über den Frühstücksplatz und den Weg dorthin abgestimmt haben, helfen sie sich gegenseitig beim Aufziehen der Rucksäcke und marschieren los!

So beginnt nun jeden Morgen aufs Neue das große Abenteuer: Gräben mit und ohne Wasser müssen überwunden werden, Mistkäfer werden aufgespürt, verschiedene Tierspuren werden entdeckt, ein dicker Ast wird mitgeschleppt, die ersten Frühblüher wie das Buschwindröschen werden gesichtet oder die Kinder balancieren über einen Baumstamm. So dauert jeder noch so kurze Weg verständlicherweise plötzlich sehr lange!

Das abenteur beginnt:

Auf den Wegen zu den verschiedenen Aufenthaltsplätzen befinden sich speziell an den Kreuzungen und in gewissen Abständen dünne „Haltebänder“. Hier wissen die Kinder, dass sie so lange aufeinander warten müssen, bis die ganze Gruppe wieder zusammen ist. An verschiedenen Stellen im Wald sind zusätzliche Haltepunkte mit den Kindern vereinbart.

Es werden immer wieder verschiedene Projektthemen ausgewählt. Diese bestimmen für einen längeren Zeitraum das Spielen und Geschehen im Kindergarten. So fand beispielsweise das Projekt „Ameisen“ seinen Höhepunkt mit der großen Blütenfest-Ameise und dem neuen Namen für unsere Kindergartengruppe. Aber es können auch durchaus andere als diese „vom Wald vorgegebenen“ Themen sein, die die Kinder in ihren Bann ziehen. So gab es in der Vergangenheit beispielsweise die Themen „Märchen“ oder „der Apfel“. Mit Hilfe von Liedern, Büchern, Spielen, Geschichten, Bastelideen und anderen Aktionen rund um das jeweilige Projektthema lernen die Kinder auf spielerische Weise.

Auch der „Pflasterpass“ oder der „Einsteiger Bus“ sind tolle Aktionen für die Kinder. So kann es sein, dass wenn das Kind abgeholt wird, es mit einer verbunden Matschjacke oder auch einem mit Pflaster vollbeklebten Buddelhose entgegenkommt.

Frühstück:

Bevor die Gruppe nun mit dem wohlverdienten Frühstück beginnen kann, stellen sich die Kinder der Reihe nach zum Händewaschen auf. Ein Kind wird als Handtuschhalter eingesetzt. Ein anderes Kind oder die Erzieherinnen übernehmen das Schütten des mitgebrachten Seifenwassers aus der Plastikflasche auf die schmutzigen Hände. Erst dann geht es an das Auspacken der Rucksäcke: Isomatte, Brotdose und Trinkflasche oder Thermoskanne. Nach einem gemeinsamen Frühstücksspruch heißt es dann „Guten Appetit!“.

Kleingruppe:

Nach dem Frühstück, das je nach Wetterlage zwischen 20 und 30 Minuten dauert, gehen die Kinder und Erzieherinnen in die Kleingruppenarbeit. Hier werden die verschiedenen Projektthemen nochmals näher bearbeitet bzw. weitere kleine Projekte erarbeitet.

Freispiel:

Das sogenannte Freispiel nimmt den wichtigsten Raum ein. Die Kinder denken sich hier verschiedenste Rollenspiele (z. B. Mutter/Vater/Kind oder Einkaufssituationen) aus oder sie kochen und backen mit Naturmaterialien, formen mit Sand oder Lehm, malen im Sand oder klettern auf Bäumen und in umgestürzte Baumkronen. Das Beste ist, dass das „Spielmaterial“ überall bereit liegt! Dabei ist es besonders spannend, wenn ein und derselbe Stock beispielsweise Feuerwehrschlauch, Motorsäge oder auch Angel sein kann. Der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Da das Spiel der Kinder im Waldkindergarten nicht durch vorgefertigtes Spielzeug vorbestimmt ist, müssen sie hier viel miteinander reden, planen und erklären.

Heimweg:

Spätestens jetzt müssen sich alle auf den Heimweg machen, denn wieder gilt hier, wie am Morgen, dass die Kinder zahlreiche „Ablenkungen“ auf und neben den Wegen entdecken, die den eigentlich zehnminütigen Rückweg zum Parkplatz zu einem halbstündigen Abenteuer werden lassen können. Ähnlich den bisher erwähnten festen Strukturen und täglich wiederkehrenden Elementen Morgenkreis, Frühstück und Freispiel findet sich die Gruppe jeden Mittag zu einem Abschlusskreis zusammen. Hier wird ein gemeinsames Lied gesungen. Auf diese Weise verabschieden sich die Erzieherinnen und die Kinder voneinander.

Ankunft:

Zumeist zufrieden und fröhlich, manche vielleicht ein wenig müde, bepackt mit den verschiedensten „Schätzen“, die die Kinder in ihrem Sammelbeutel zusammengetragen haben und natürlich mal mehr oder weniger dreckig nehmen die Eltern ihre Kinder am Schaukasten wieder in Empfang. Damit endet der fünfstündige Kindergartentag.