Unser Kindergarten ist 2-sprachig!

Sprachwissenschaftler haben festgestellt, dass Kinder im Alter ab 3 Jahren spielend mehrere Sprachen erlernen können. Das menschliche Gehirn ist dann besonders aufnahmefähig. Daher eignet sich die Kindergartenzeit sich besonders gut, um eine neue Sprache einzuführen. Die Kinder erhalten im Waldkindergarten aber keinen herkömmlichen Sprachunterricht, wie man ihn aus der Schule kennt, sondern „Immersionsunterricht“. Immersion bedeutet „Eintauchen“, sinngemäß übersetzt „Sprachbad“. Im bilingualen (zweisprachigen) Kindergarten wird die „neue“ Sprache die Arbeits- und Umgangssprache. Nach dem Prinzip „eine Person – eine Sprache“ spricht eine Erzieherin bei uns nur hochdeutsch (Liane Thau), die andere Erzieherin (Erika Liebenau) spricht nur plattdeutsch. Alles, was die plattdeutsch sprechende Erzieherin sagt, verstärkt sie durch Mimik, Gestik oder Zeigen. Das Kindergartenkind erschließt sich dann die Sprache eigenständig Stück für Stück aus dem Zusammenhang der Situation. Dies bildet die natürliche Art, wie Kinder Sprache lernen, gleichgültig ob als erste oder zweite. Immersion verfährt daher kindgerechter als jede andere Methode. Sie motiviert stark und kommt ohne Zwang und ohne Leistungsdruck aus. Immersion überfordert kein Kind. Kein Wunder daher, dass Immersion anerkanntermaßen weltweit als die erfolgreichste Methode gilt, Sprachen zu vermitteln. Wir als Waldkindergarten Wiesmoor würden uns sehr freuen, wenn sich an die Kindergartenzeit eine bilinguale Grundschulzeit in plattdeutscher Sprache mit bilingualem Unterricht anschließen würde.

Die plattdeutsche Sprache ist wissenschaftlich als eigene Sprache anerkannt. Sie wurde am 1. Januar 1999 in die „Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen“ aufgenommen und gehört somit zu den förderwürdigen Sprachen. Die plattdeutsche Sprache ist der englischen sehr verwandt, da beide Sprachen derselben Wurzel entstammen, nämlich dem Indogermanischem.

Warum haben wir uns im August 2008 für die Plattdeutsche Sprache als Zweitsprache im Waldkindergarten entschieden?

Plattdütsk mutt blieben!

Proot ok maal platt, wenn’t passen deit, daarmit uns Spraak nich ünner geiht!

Plattdeutsch ist die Nahsprache, die im Alltag der Ostfriesen im Haus der Großeltern, vielleicht auch noch im Elternhaus oder im Umfeld des Kindes gesprochen wird. Die Förderung der plattdeutschen Sprache dient dem Erhalt der Muttersprache und bringt Generationen enger zusammen. Plattdeutsch ist die Sprache, die mit Geschichte, Tradition und Kultur der heimischen Region verbunden war und ist. Eine sprachwissenschaftliche Untersuchung hat ergeben, dass die plattdeutsche Sprache reicher an Wortbildern ist als das Hochdeutsche.

Bei einigen Erzieherinnen in den Kindergärten ist Plattdeutsch noch die Muttersprache (so wie es bei uns im Kindergarten der Fall ist), deshalb können sie diese Sprache gut vermitteln. Die plattdeutsche Sprache erfährt so auch wieder eine Aufwertung.

2010 und 2015 hat der Waldkindergarten das „Plattdeutsch Siegel“ erhalten.